Die Überschrift zu dieser Vereinsaktivität täuscht, denn der Beginn dieser aus dem Vereinsleben nicht wegzudenkenden Tradition geht auf Zeltlager auf dem Dornbruch in der ersten Hälfte der sechziger Jahr zurück.
2016 feierte der TuS sein 40jähriges Jubiläum am heutigen Zeltplatz, der Wigrow. Im Laufe der Jahre verbesserten sich die Zeltbedingungen durch die Neuanschaffung von Zelten erheblich. Wurden zu Beginn der Zeltlager die Einrichtungen, die die Wigrow bot ausschließlich um die Kochstelle ergänzt, so findet sich in der jetzigen Zeit eine kleine Zeltstadt mit Aufenthaltszelt, Spielzelt, Kochzelt und Vorratszelt, Toilettenwagen neben den Schlafzelten wieder.
Aufbauteam der letzten Jahre bei der Arbeit.
Zudem werden die Speisen in einem Kühlwagen frisch gehalten, der durch ein Stromaggregat, das auch den Zeltplatz mit Licht bedient, mit Elektrizität versorgt wird. Zu dieser erheblichen Verbesserung tragen jedes Jahr ein Aufbauteam, das stark von den Unsportlichen unterstützt wird und die freiwillige Feuerwehr, die die Gulaschkanone stellt bei. Auch das Küchenteam wird von Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr Müsen, die zum Glück auch TuS-Mitglieder sind, geleitet.
Küchenteam - proffesionell, schnell & 24h Bereitschaft
Der Aufwand, den diese Einrichtungen erfordern hat sich stark erhöht, so erfolgt die erste Platzbegehung am Samstag eine Woche vor dem Pfingstfest, in der darauf folgenden Woche wird der Platz gemäht und von den Überresten manch wilder Fete gereinigt. Frisches Wasser wird von der Feuerwehr geliefert.
Am Donnerstagabend erfolgt dann der Zeltaufbau und die erste Nachtwache durch die Teammannschaft des Kinderzeltlagers. Am Freitagnachmittag werden dann die Kinder auf dem Parkplatz des Bürgerhauses abgeholt, die Kinder laufen zur Wigrow, ihr Gepäck wird gefahren. Durch diese Verbesserungen hat sich auch die Tagesabfolge geändert, manche sagen verbessert, andere sagen die Kinder verweichlichen;-).
Drei Tage gibt es wechselndes warmes Mittagessen, zum Nachmittag immer ein Getränk und Kuchen oder Kleingebäck und nach dem Abend-essen ein Nachtmahl. Eine der Lieblingsspeisen sind für die Kinder die Nudeln mit „Wigrowsoße“, das Rezept wird nicht verraten, wie auch die „Wigrowtropfen“ gegen Heimweh, Kopfweh und Übelkeit ein strenges Geheimrezept des Wigrowteams sind.
Ein weiteres Geheimnis bleibt der Erfolg diese Kinderzeltlagers, dass sich an die 7- bis 14-Jährigen wendet. Die Abläufe, Spiele und Rituale sind Allen im Dorf bekannt. Trotzdem nehmen immer noch bis zu einhundert Kinder an diesem Ereignis teil. Bei den Jüngsten ist es wohl die Spannung „allein“ im Wald zu sein, bei der mittleren Gruppe die Grenzen zu erfahren, was im Wald erlaubt und zu Hause verboten ist und bei den Älteren das Gefühl den Kleinen zu helfen, die Mittleren in ihrem Freiheitsdrang zu bremsen und beinahe schon zum Wigrowteam zu gehören.
Was aber reizte und reizt die Erwachsenen, sich diesen fast hundertstündigen Waldmarathon allein im Wachsein anzutun? Es muss wohl etwas mit urtümlichen im Innersten verschütteten Anlagen als Höhlenmensch zu tun haben, denn wie fern man der Zivilisation innerhalb von vier Tagen kommt, bemerkt man erst, wenn man wieder zu Hause ist. Also brechen die Erwachsenen auf der Wigrow einfach nur aus.
Betrachtet man diese unterschiedlichen Gründe und das trotz alle dem harmonische Zusammenleben während dieser Tage, so trägt das Pfingstzeltlager erheblich zum Zusammenleben in einer Gemeinschaft bei. Und von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hört man den Satz: „Weißt Du noch auf der Wigrow im Jahr...?"
Vielleicht sind es aber auch die Rituale, man kennt den Ablauf und doch ist es jedes Mal ein anderes Erlebnis. Nach der Zelteinteilung beginnt das Feilschen. „Kann ich nicht doch in das Zelt von...“. So kommt es dann zu übervollen Zelten, die dann nach der Wanderung zur Wigrow neu verteilt werden müssen. Damit sind erste Tröstungsmomente angesagt und eine Mutter der Kompanie übernimmt diese Aufgabe, wie auch die Verabreichung der Wigrowtropfen oder die Beschäftigung mit Kartenspielen nachts um halb drei.
Bei der folgenden Umgebungserkundung in der Dämmerung nehmen die Mutigeren schon mal Totholz mit für das Lagerfeuer am nächsten Tag, das aber meist am gleichen Abend an der Feuerstelle noch verheizt wird. Die ersten ziehen sich recht schnell zurück, um die Süßigkeiten zu verdrücken die Mama, Papa oder Oma und Oma dem Kind mitgegeben haben - es könnte ja sonst nicht satt werden - was regelmäßig zur Übelkeit führt. Die mittlere Jahrgangsgruppe entscheidet sich in der Dunkelheit zum Gespenster- oder Räuberspielen, was die Kleinen erschreckt, während die Größeren sich auf der Kreuzung zum Palaver niederlassen, da alle Teilnehmer, außer den Erwachsenen, gut geruht das Zeltlager beginnen, endet der erste Abend gegen drei Uhr nachts, die gut geruhten Kleinen stehen mit dem ersten Vogelgezwitscher, so gegen 5 Uhr, wieder auf der Matte.
Jetzt gilt es die folgende Tage „stramm“ mit Programm zu füllen und die Erholungspausen nicht allzu ausgedehnt werden zu lassen, denn am kommenden Abend soll schließlich früher Ruhe sein. Für die Programmgestaltung hat sich der Jugendausschuss bestens bewährt, der dann auch die einzelnen Zeltgruppen betreut und unmittelbarer Ansprechpartner für die Zeltbewohner ist. Im Programm während der folgende Tage werden Ballspiele, Wettkämpfe zwischen den Zelt-mannschaften, Malwettbewerbe, Orientierungsläufe, Walderkundungen, das Dorfspiel und ähnliche sportliche und gesellige Aktivitäten durchgeführt. Am Abend gilt es dann in die Walddisco zu tanzen oder zu stehen oder am Lagerfeuer zu singen. Ein weiterer Höhepunkt sind immer die Fußballspiele Betreuer gegen eine Auswahl der Zubetreuenden.
Hierbei verlieren meist die Betreuer und häufig verlässt ein Betreuer das Zeltlager vorzeitig als (Leicht)-Verletzter.
Am zweiten Pfingsten werden am Morgen die Zelte aufgeräumt, denn erstens kommen jetzt die Eltern und weitere Verwandte und zweitens kommt der Pastor aus Müsen zum Pfingstgottesdienst und bringt Gemeindemitglieder aus Müsen und Dahlbruch mit. Dieser Ordnungssinn überkommt alle, die am wilden Leben bisher teilgenommen haben. Nur die Küchenmannschaft hält sich aus dieser Hektik raus, da sie ja für die „Massen“ die Erbsensuppe vorzubereiten hat. Nach dem Mittagessen zeigen die Kinder den Eltern die Ergebnisse ihrer Malkünste oder führen Wettkämpfe und Ballspiele durch. Ein gemeinsames Kaffeetrinken mit Kuchen von „Mäddeln“ und der Rückmarsch zur Vereinsturnhalle beenden gewöhnlich das Pfingstzeltlager für die Kinder, für die Erwachsenen startet nun die heißen Phase der Platzräumung und des Abtransports der Lagereinrichtungen.
Dem Wetter an Pfingsten gebührt eine eigene Darstellung, denn zwischen Frost, Gewitter, Dauerregen und brütender Hitze war im Laufe der Jahre alles schon im Angebot. Dies führte zu einer Absage eines Zeltlagers, die dann zu einer Demonstration der Kinder vor den Häusern der Verantwortlichen nach sich zog. Aber auch Übernachtungen und Frühstück in der Vereinsturnhalle waren die Folgen. Ein Abbruch des Zeltlagers am Pfingstmontag wegen Zeltüberflutungen führte zu nicht abgeholten Kindern, die dann in der Turnhalle getrocknet und beschäftigt werden wollten. Da aber Pfingsten nun einmal zwischen den Eisheiligen und der Schafskälte liegt, kann man nur auf die Klimaerwärmung hoffen oder man findet dieses Wetter ganz natürlich.